Um es mit den Worten von Herbert Knebel zu sagen: „Boh, leck mich am Arsch – is dat eine geile Location!“, aber angefangen hat alles schon etwas früher.
Früh trifft es leider sehr gut, um nicht zu sagen mit 04:15 Uhr aufstehen auf den Punkt. Und dabei bin ich noch nicht mal der Schlafloseste dieser Nacht. Ein paar von uns können entweder nicht mehr schlafen oder müssen vor der frühen Abfahrt, 06:00 Uhr Ortszeit im Schnitt, noch einiges an Tieren versorgt haben und sind also schon länger wach. Schlussendlich hält die aufkeimende Nervosität aber alles am Laufen und wir starten gut in den Tag. Der Bulli bedarf keiner Erwähnung mehr, er ist genauso luxuriös, wie schon bei der Fahrt nach Gießen und die beiden Schlafmützen in Doggenform sind auch wieder mit dabei. Der Fahrdienst hat sich durch ein Rundum-Sorglos-Paket nicht nur verbessert, nein er sieht dabei auch noch deutlich besser aus, als bei der Gießentour. So ist der Bulli diesmal schon vorgeheizt und es gibt lecker belegte Brote, Cocktail-Tomaten und frische Erdbeeren für die Tour, gereicht mit wahlweise Cappuccino, Wasser, Cola oder Apfel-Rhabarber-Schorle. Allein die Reisezeit lässt sich so schon genießen, dass man fasst bereut jemals anzukommen.
Eine Pause legen wir zwischendurch noch schnell ein, damit Zwei- und Vierbeiner sich kurz bewegen und bei Bedarf etwas erleichtern können. Ein ganz schöner Rastplatz, fanden wohl auch andere Doggenfreunde, die sich kurz nach uns in die Parkreihe stellen, um ihre Hunde noch eben auszuführen. Also laufe ich einmal schnell rüber, empfangen von erwartungsvollen Blicken, und frage in welcher Altersklasse denn die Kleinen starten werden. Ein Duzend Füllwörter später haben auch diese Aussteller herausgefunden, dass auf diesem Parkplatz, zu dieser Zeit, mit ein paar Doggen an der Leine wir vermutlich das gleiche Ziel haben. Erfolgreich die Mitbewerber verwirrt, schleiche ich mich also wieder zum Bulli und wir schießen zurück auf die Autobahn.
Angekommen in Wutha, bringt uns das Navi zum Ausstellungsort, allerdings nicht ganz ohne die Hilfe eines Anwohners, der vor seiner Garage sein Auto ausräumt und bei jedem vorbeifahrenden Auto gelangweilt liebevoll in Richtung des Ausstellungsplatzes deutet. Den letzten Weg zum Schlosspark entlang sehen wir an der linken Seite, einige Meter unter uns, schon ein paar bekannte Gesichter. Wir fahren also weiter, in der Hoffnung uns hier nicht in den Tot stürzen zu müssen und kommen schnell ans Ende unserer Straße, wo wir viele Gleichgesinnte in einer Wende-Caravane treffen und schonmal fröhlich Begrüßungen austauschen. Dann also wieder etwas den Weg zurück und mit Erleichterung stellen wir fest, dass der vermeintliche Abhang ein ganz annehmbarer Weg runter zu den Parkplätzen ist. Der erste Überblick über die Anlage offenbart ein ruhiges Ambiente mit großzügigen Flächen zum Parken, Laufen und Trainieren. „Schön!“ geht mir so durch den Kopf, während die Fahrdienstleitung mich und den Bulli in Parkposition bringt.
Das Ausladen geht, dank der Nähe zur Veranstaltungsfläche, ausgesprochen schnell und, da der Zwinger vom Dünner Land in gewohnter Mannschaftsstärke schon vor Ort die Platzreservierung erfochten hat, startet diese Ausstellung wie bisher keine Zweite, entspannt mit einer Tasse Kaffee, im Schatten gut durchlüfteter Pergolen, unter denen wir mit unseren Hunden chillen. Danke Heidi und danke Petra. Und natürlich auch danke Edith, dass Du uns so schön mit reingeschummelt hast, in eine Profitruppe erfahrener Aussteller, das erspart uns so viele doofe Erfahrungen.
Bevor ich mit der Lobhudelei über die OG Eisenach mit ihrer tollen Kaffeeküche, einer schönen Grillhütte und appetitlich sauberen Toiletten ganz zu Ende bin, hätte ich aber eine kleine Bitte an sie. Eigentlich sind es drei, aber dafür dürft ihr dann auch mein Tablett behalten, das ich bei euch vergessen habe. Da wäre also gerne ein Schildchen mehr, als Richtungsweiser wo es den Hang hinab zu euch geht, es sei denn, die Einwohner Wuthas feiern das Wenderitual der Ausstellungserstlinge, dann sei es ihnen gegönnt. Bitte Nummer 2 & 3 kommen später.
Neugierig durchstreife ich mit meiner Nase den Duft des frischen Kaffees in meiner Hand und mit meinen Augen die Gegend auf der Suche nach einem Menschen, dessen Stimme und vor allem dessen überspringende Stimmung mich bei der telefonischen Anmeldung völlig fasziniert haben. Und da ist Sie. Let the show begin, schnappt sich Gudrun Vogel das Mikrofon und begrüßt alle Anwesenden auf das Allerherzlichste zur 23. Wartburgschau. Ich erwische mich mit einem Lächeln im Gesicht. Diese Dame hat mit den ersten fünf Worten schon wieder gute Laune verbreitet und dabei weiß ich nicht mal mehr welche fünf das gerade waren. Hier kommt nun Bitte Nummer zwei, die Beschallung. Es ist, perfekt auf die Bedürfnisse der unter den Pergolen liegenden Doggen abgestimmt, ……sehr leise. Man muss schon sehr konzentriert dem Geschehen auf dem Platz folgen um die Bewertung der guten Frau Förtsch zu verstehen, was mir als Anfänger, entsprechend nervös, nur bedingt gelingt.
Bevor nun Romana mit den ersten Ausstellungsstücken warm läuft, gibt es noch ein paar Worte des hiesigen Bürgermeisters, der sehr erfreut über die große Resonanz der Ausstellung ist und im Übrigen den Preis für Best in Show spendiert. Dann die Übergabe des Mikrofons an das alles entscheidende Moment des Tages, an die Herrin über Glück und Unglück, Freud und Leid. Romana beginnt also mit den ersten Bewertungen und in unserer OG-Ecke spielen wir schon mal Katalognummern-Quartett. Jeder legt seine Startnummer auf den Tisch und die niedrigste gewinnt, denn das ist dann der Erste, der in den Ring muss. Evi läuft sich also ein, übergibt ihre Lieblingsleine an Verena, die ihren Schönsten nochmal streichelt und sich dann mit ihm auf in Richtung Ringeingang macht. Getreu dem Motto, „Mit einer Profi-Ausstellerin zum Sieg!“ machen Evi und Nabuco den Ring für sich zur Bühne und holen als Warm-Up das vv1. Zwinger vom Hollenstein sichtlich zufrieden mit dem Nachwuchs, Hundemutti Verena den Tränen nahe gelingt so ein schöner Start in den Wettstreit.
Zweitniedrigste Katalognummer ist die 15 und damit darf die schönste Dogge der Ortsgruppe, in den Ring. Na gut, zumindest die Schönste der gestromten Rüden in der Jugendklasse. Jugendklasse, also durchaus mal Kandidaten, deren Proportionen nicht dem Rassestandard nach ausgewogen ausgeprägt sind, obwohl uns Queenchen vermutlich das Gegenteil beweisen will. Diesmal sogar mit Konkurrenz, zeigt sich Vlóki in Flagranti im Ring souverän in der Durchführung. Bei der Beurteilung durch Romana erreichen wir auch hier den Gruppensieg, nicht zuletzt dank der Präsentation durch Evi. Diesmal lässt es sich die Richterin nicht nehmen, den Herrn Mitaussteller darauf hinzuweisen, dass er Potential habe und vielleicht doch mal etwas üben möge. Vlókis Sieg wird mit einem SG1 formuliert, was im Allgemeinen wohl die Formwertnote „Sehr Gut“ bedeutet, hier aber die Auszeichnung zum „Supergoof“ ist. Dabei bemerkt das erfahrene Auge des Wertungsrichters, dass es sich bei diesem etwas trottelig wirkenden Rüden in Wirklichkeit um ein ganz besonderes Exemplar handelt. Frisch zum Superhelden gekürt also, verlassen Evi und der Sack voller Unzulänglichkeiten stolz den Platz und Hund und Herrchen können sich endlich wieder in die Arme fallen.
Weiter geht es in der Ausstellung und Major vom Hollenstein kommt zu seinem Auftritt. Leine und Katalognummer schnell gewechselt wird Major, natürlich von Evi, den Zuschauern vorgeführt und muss gegen zum Teil deutlich ältere und damit enorm bevorteilte Rüden punkten. Ausstrahlung, Haltung und Eleganz führen ihn dabei direkt zum V2, was einen grandiosen Platz in seiner Gruppe darstellt und von unserer Ringfotografin, gut in Szene gesetzt, festgehalten wird. Wie schon in Gießen lässt er dabei auch seinen Bruder Mien vom Hollenstein hinter sich. In dieser Runde gibt es dann auch den ersten Unmut und ein sichtlich unzufriedener, selbst ausstellender Besitzer verlässt unglücklich den Ring. Fast schon sieht es so aus, als würde hier nicht sein Hund sondern eher der Aussteller das Rennen verlieren, da bin ich doch sehr froh, dass ich meine Lieblingsdogge nicht selber Ausstelle, sondern im richtigen Moment am Rand der Veranstaltung Faxen mache damit er sich, auf der Suche nach mir, optimal präsentiert. Danke schön Evi!
Gleich danach darf sich Majors Schwesterchen, Masha vom Hollenstein, präsentieren. Pure Eleganz in gefleckt begibt sich also in den Schaubereich und vermacht ihrer Besitzerin ohne zu zögern ein weiteres V1, welch schönes Tier. Zu guter Letzt folgt in der Ausstellerei der Jugendklassse noch Queen Hannah vom Dünner Land. Süß, lieb, schön und gestromt schawänzelt sie durch den Ring und heimst ein V1 ein wie Marilyn Monroe einen amerikanischen Präsidenten.
Es folgt die erste längere Pause für uns. Die Hunde spielen, Herrchen legt sich auf den Boden und macht eine Unterbodenkontrolle bei seinem Rüden und die drei Damen der anderen Tischseite tuscheln leise über den Geisteszustand der dort unten liegenden Pappnase – Ich finde schon noch raus was ihr da ausgeheckt habt.
Die Mittagspause droht und ich beschließe mich mit Original Thüringer Rostbratwurst blöd zu fressen. Hier kommen wir zu meiner dritten Bitte. Also die Thüringer ist ja die Messlatte aller Bratwürstchen und ich kenne keine andere, die da je einen Vergleich auch nur wert gewesen wäre. Zusammen mit dem guten Bautz‘ner Senf – unschlagbar! Hinter der Theke am Grill steht die geballte Kompetenz in Sachen Zubereitung und so halte ich das Non plus Ultra der Mittagsverpflegung in meiner Hand und verfalle Geschmack, Temperatur und Bräunungsgrad. Was da noch fehlt? Na das die Anwärter hinter mir auch noch eine bekommen, bevor die Sonne den Boden küsst. Dem leisen Gemecker hinter mir kann ich entnehmen, dass es sich um ein eher traditionelles Problem handelt, auf das man sich schon jedes Jahr freut und da würde doch etwas mehr genutzte Grillfläche Wunder wirken. Grillfazit des Tages: Die Wurst war der Götter würdig und Jindar mag keinen Senf.
Pause vorbei, Hunde in den Ring, hilft mir mein Tinnitus nicht wirklich beim Verstehen der Wertungsdetails. Höre ich doch Romana sagen, die Hündin da vor ihr habe einen etwas trockenen Hals. Naja denk ich mir, steht halt kein Napf im Ring und frage mal unsere alten Hasen, was sie denn wohl wirklich gesagt haben könnte oder ob wir vorm Ausstellen noch ‘ne Runde durch den nebenliegenden Teich drehen sollten, damit die Hunde nicht so trocken dastehen. Ein kleines Schmunzeln zieht sich durch das Gesicht meines Gegenübers und eine der Damen an der anderen Tischseite muss sich sichtlich bemühen nicht den im Mund befindlichen Kaffee durch die Luft zu prusten. Nur eine Sekunde später ertönt dreistimmiges Lachen und Frau muss sich am Tisch festhalten, drohen sie doch sonst von der Bank zu kippen. Als endlich wieder genügend Luft in Petras Lunge kommt um zu sprechen, bekommen ich unter Tränen des Entzückens einen „Trockenen Hals“ erklärt.
In meinen Bildern ausgedrückt, ist das wie bei einer Jeans. Wenn sie trocknet, läuft sie ein wenig ein und sitzt enger am Bein und so ist ein Trockener Hals der Ausdruck dafür, dass am Hals des Hundes nicht unnötig viel Haut rumschlabbert. Nicht das ich jetzt ablenken wollen würde, aber ich futtere mich erstmal an Heidis Rhabarberkuchen knuffig, bis mein Farbton wieder zu meiner Dogge passt. Erinnerungen kommen hoch, ähnelt der Kuchen doch sehr Omas Küche und sucht in Konsistenz und Geschmack seines Gleichen. Ein Himmelreich für Schlemmerköppe.
Als unser Nächster steigt Vulcano in der Ring und integriert sich in ein Rudel maskuliner Schönheiten, wie sie bisher noch nicht durch die Arena gelaufen sind, oder anders: Schwarz – Offene Klasse Rüden. Oberstes Ziel ist ein Platz auf dem Treppchen und am Ende kommt die stolze Besitzerin mit einem V3 und dem erfüllten Ziel glücklich aus dem Ring. Herzlichen Glückwunsch ihr beiden zu einem weit mehr als nur respektablen Ergebnis.
Es folgt die lästigste alles Phasen, das Warten, dass unsere V1-Gewinner das Stechen um die Auszeichnung „Bester aller Farben“ bestreiten dürfen. Da bleiben diesmal Mascha und Queen Hannah, denn es muss der erste Platz und ein Vorzüglich her, sonst darf man an der BAF-Ausscheidung nicht teilnehmen. Wirklich schade ist nur, dass jetzt Masha und Queen Hannah gegeneinander antreten müssen und es nur Sieg oder Niederlage gibt. Die anderen Hundemädchen im Ring schnell vergessen, zeigt sich bei der Bewertung eine unentschlossene Richterin, die sich offensichtlich zwischen zwei der Kandidaten nicht entscheiden kann – und zögert. So wechseln ihre Augen schnell zwischen den beiden hin und her, vermutlich nochmal im Abgleich all der feinen Details, die es jetzt so treffsicher wie nur möglich zu beachten gilt. Gefleckt – Gestromt, Gestromt – Gefleckt, oder wie wir sagen würden, Masha – Queenchen, Queenchen – Masha, immer wieder in schneller Abfolge. Unsere Beiden im Shoot-Out. Oh wie gemein! Endlich die Entscheidung und sicher nicht leicht gefallen, gewinnt Queen Hannah das BAF und darf damit am Ende um das BIS ins Rennen gehen.
Die Doggen meiner Reisegruppe sehen ein wenig so aus, als hätten sie echt genug vom Tag und so entscheiden Ela und ich uns dazu schon einmal den Pokal und die Papiere einzusacken und uns auf den Weg nach Hause zu machen. Alles eingepackt und ab in den kurz gelüfteten Bulli finden wir heraus, dass unser Erdbeer-Laborversuch ein voller Erfolg war. Kaum auf der Autobahn zur Heimat erreichen uns auch schon die letzten Bilder der heutigen Ausstellung, auf denen ein süßes Doggenmädchen aus der Jugenklasse zu sehen ist, das die Ausstellung dann wohl gerockt hat: Queen Hannah vom Dünner Land mit dem Titel „Best in Show“.
Heute tragen Champions gestromt!
Die Fahrt nach Hause verläuft ebenso angenehm, wie die Anreise, allerdings fällt die Anspannung nun so langsam von uns ab und wir freuen uns auf Bett und Körbchen. Endlich zu Hause trudeln dann auch die Nachrichten der anderen ein. Alle sind heile zuhause angekommen und rundum zufrieden mit einem wunderschönen Tag, mit tollen Hunden, netten Menschen und ausreichend viel zu lachen.
Die Ergebnisse des Tages lauten also wie folgt:
Nabuco vom Hollenstein vv1,
Major vom Hollenstein V2, Res. CAC-J, Res. VDH-J
Vlóki in Flagranti SG1
Masha vom Hollenstein V1, CAC-J, VDH-J
Queen Hannah vom Dünner Land V1, CAC-J, VDH-J, BAF, BIS
F`Vulcanno of Pink House V3
Erdbeeren in einer Tupperdose, die den ganzen Tag in einem schwarzen Bulli warten sind am Ende des Tages durchgegart und schmecken nach – hat mal wer einen Beutel bitte?